Obertshausen, 05. April 2022 – In den vergangenen Tagen stieg die Rendite für zweijährige US-Staatsanleihen über die der Zehnjährigen: eine inverse Zinskurve, die jetzt für Rezessionsangst an den Märkten sorgt. „Doch solche Angst ist unangebracht“, sagt Benjamin Bente, Geschäftsführer der Vates Invest GmbH. „Um wirklich den Auftakt zu einem Bärenmarkt zu sehen, ist der eine Datenpunkt viel zu wenig.“
So ist bislang nur ein kleiner Teil der Zinsstrukturkurve invertiert – und das ist nicht der aussagekräftigste. Daraus unmittelbare Rezessionsgefahren und Warnungen vor Markteinbrüchen abzuleiten, ist falsch. „Grundsätzlich sind Zinsstrukturkurven gute Indikatoren, aber derzeit werden sie gleich mehrfach fehlinterpretiert“, so Bente.
Zum einen gibt es nicht die eine Yield Curve, sondern ganz verschiedene. In den vergangenen Tagen stiegen die Renditen der zweijährigen Anleihen über die der zehnjährigen. Andere wichtige Yield Curves wie zum Beispiel Zehnjährige zu Dreimonatigen sind dagegen weit entfernt von einer Inversion. „Wir haben damit in einem Teil der Yield Curve eine Inversion, aber in keiner Weise wirklich ein klares rezessives Warnsignal, wie wir das zum Beispiel im Vorfeld der Rezession 2020 im Jahr 2019 hatten“, sagt Bente.
Zweitens: Die Yield Curve Zehn- zu Zweijährige ist historisch nicht unbedingt die mit der höchsten Trefferquote. Sie ist zum Beispiel 1994 nahezu invertiert, ohne dass daraus eine Rezession oder ein Bärenmarkt in den USA folgten. „Yield Curves anderer Durationen hatten dieses Fehlsignal 1994 nicht angezeigt“, so Bente. Auch 1998 gab es Inversionssignale und nicht nur, aber auch bei den Zehn- zu den Zweijährigen. Doch dann passierte zwei Jahre lang nichts. Erst im Jahr 2000 gab es erneut ein Inversionssignal, auf das dann die Rezession folgte. „1998 lässt sich also entweder als Fehlsignal interpretieren oder zumindest als ein Signal, das viel zu früh kam“, sagt Bente.
„Selbst wenn jetzt auch andere bedeutende Teile der Yield Curve invertiert wären, dann hieße das noch lange nicht, dass wir unmittelbar in einen Bärenmarkt laufen würden“, sagt Bente. Die Yield Curve Inversionen sind oft einer der am weitesten vorauslaufenden Rezessionsindikatoren. Daraus lässt sich also durchaus ein Rezessionsrisiko ableiten – aber nicht zwingend ein unmittelbares Bärenmarktrisiko. „Doch genau das wird an den Märkten gerade gespielt“, so Bente: „Dass aufgrund dieses Indikators jetzt unmittelbar Gefahr am Aktienmarkt und eine unmittelbar bevorstehende Rezession drohen würden – das ist historisch nicht korrekt.“
So ist die aktuelle Yield Curve Inversion durchaus ein mittelfristiges Warnsignal. Das gilt insbesondere dann, wenn es in den nächsten Monaten durch weitere Rezessionsindikationen abgestützt werden würde. „Ein unmittelbares, kurzfristiges Rezessions- oder Bärenmarktsignal lässt sich daraus aber empirisch nicht ableiten“, sagt Bente.
Weitere Informationen finden Sie unter www.vates-invest.de.
Über die Vates Invest GmbH
Die Vates Invest GmbH, gegründet 2011, ist eine inhabergeführte Asset-Management-Boutique. Die Erfahrung zweier tiefer Aktienbärenmärkte (2001 und 2008) war prägend für die Philosophie von Vates. Das Spezialgebiet sind börsentägliche quantitative Analysen des monetären, konjunkturellen und sentimenttechnischen Umfelds. Seit 2014 verkörpert der Vates Parade Fonds die Portfoliomanagementstrategie von Vates Invest. Kernziel ist es, langfristig positive Rendite zu erzielen und zugleich die Anleger vor großen Verlusten in Bärenmärkten zu schützen.
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